Die ersten 30 kommen schon am Mittwoch - „Notzuweisung“ der Grund – Informationen über Asylbewerber beim Helferkreis-Treffen
Große Überraschung in der Gemeinde: Statt erst Mitte Juni kommen 30 Asylbewerber schon am Mittwoch nach Mitterfels.
„Eine Notzuweisung. Die Lage ist dramatisch“, erklärte Bürgermeister Heinrich Stenzel beim Infoabend im Reiterhof Gürster zur Gründung eines Asyl-Helferkreises. Die Flüchtlinge sollen im „Haus des Gastes“ unterkommen. Zehn Wohnungen können bis nächste Woche bezogen werden, meinte Stenzel.
Erfreulich viele interessierte Bürger, darunter auch Vertreter der Kirchen und der Vereine, fanden sich beim Infoabend ein. „Wir müssen uns mit anderen Helferkreisen vernetzen und Erfahrungen austauschen“, betonte 2. Bürgermeister Heinz Uekermann, der als Organisator fungierte. Uekermann informierte über die verschiedenen Aufgabenbereiche der Helfer, die Einteilung soll in der nächsten Woche erfolgen. Eine feste, kleine Gruppe sollte für die Vernetzung der freiwilligen Helfer sorgen und die „Leitung“ übernehmen, schlug Uekermann vor.
Loster: Beschränkter Zugang zum Internet
Peter Loster, der seit einem Jahr erfolgreich mit Asylbewerbern und dem „Tölzer Modell“, einem kostenlosen Lernprogramm im Internet, arbeitet, gab viele praktische Tipps und stellte fest: „Wir müssen uns um diese Menschen kümmern und sie bei der Sozialisierung unterstützen.“ Der Zugang zum Internet sei wichtig als Kontakt zu den Familien in der Heimat, für Sprachkurse in der jeweiligen Landessprache oder für Fachinfos. Allerdings sollte der Zugang zum Internet beschränkt werden, meinte Loster. Er empfahl, einen Schulungsraum auch mit Tafel und Kreide einzurichten. Gebraucht werden ausgediente Rechner, Laptops und jegliches Zubehör. Am kommenden Dienstag findet um 18 Uhr in Oberalteich ein EDV-Einführungskurs für ehrenamtliche Helfer statt.
Im Schnelldurchgang informierte Julia Liebl von der Asylsozialberatung Stadt Straubing und Umland über Rechtliches im Zusammenhang mit Asylbewerbern. Zurzeit gibt es 750 Asylsuchende in Straubing und im Landkreis. Etwa 35 Prozent bekommen eine Aufenthaltsbewilligung. Auf ein Sprachtraining haben die Flüchtlinge keinen rechtlichen Anspruch, das ist allein Sache des Ehrenamtes, betonte Liebl. „Die Neuankömmlinge begleiten und beraten, ja, aber ihnen nicht alles abnehmen, ist angesagt.“ Liebl war sich mit Uekermann einig: „Wir wollen Hilfe zur Selbsthilfe leisten.“
Auf die Frage, ob Mitterfels, wie vertraglich festgelegt, eine eigene Sozialberatung bekommt, antwortete Norbert Scheidler, Leiter der Caritas-Geschäftsstelle Straubing: Seit Jahren nehme sich die Caritas dieser Frage an. Für mehr als 700 Asylsuchende in Stadt und Landkreis gebe es nur zweieinhalb Stellen. Zurzeit baue aber die Caritas keine Stellen aus, und die neuen Richtlinien der Staatsregierung seien noch nicht ausgefertigt. So könne erst in etwa zwei Monaten mit einer Halbtagskraft gerechnet werden.
Handbuch als Nachschlagewerk
Ein umfangreiches Handbuch als aktuelles Nachschlagewerk zu allen Fragen rund um Asylbewerber hat Nicole Eimer vom Freiwilligen-Zentrum ausgearbeitet und vorgestellt. Das Werk gibt Antwort auf alle praktischen und rechtlichen Fragen.
Abschließend berichtete Anita Karl über praktische Erfahrungen mit Asylbewerbern in Bogen. Wichtig seien ehrenamtliche Helfer als Ansprechpartner bei alltäglichen Problemen wie beim Lesen von Briefen und Formularen, als Begleiter beim Einkaufen, für Hilfe bei Busverbindungen, Arztbesuchen und Behördengängen. Vertraute Personen sind sehr wichtig, die auch mal Frust aushalten, betonte Karl. Hilde Weber appellierte an alle Anwesenden: „Behandeln wir die Ankömmlinge mit Respekt und der nötigen Distanz“.
Bogener Zeitung , Landkreis Straubing-Bogen , 18.05.2015, erö