
Im Alpenvorland bis zur Donau lebten in der vorchristlichen Zeit die Volksgruppen der Räter und der keltischen Vindeliker. Weil sie und andere Stämme immer wieder über die Alpen ins Römische Reich einfielen, zogen Drusus und Tiberius 15 v. Chr. mit ihren Heeren über den Brennerpass und besetzten das Gebiet nördlich der Alpen.
Unter den Kaisern Tiberius und Claudius (41 - 54 n.Chr.) entstand die römische Provinz Rätien vom Bodensee bis zum Inn, von Nordtirol bis zur Donau.Diese Provinz gehörte 450 Jahre zum Römischen Weltreich. Um das Jahr 100 n. Chr. waren hier 10 000 römische Soldaten aus dem ganzen Mittelmeerraum stationiert. Hauptstadt Rätiens wurde Augusta Vindelicorum (Augsburg). Das Gebiet nördlich der Donau wird in einer Mettener Chronik als „Eremus nortwald“, der menschenleere Nordwald, bezeichnet.


Wie lebten die Bajuwaren?
Die germanischen Stämme haben nichts aufgeschrieben. Aus archäologischen Funden wissen wir aber, dass sie meist in kleinen Siedlungen von zehn bis zwanzig Holzhäusern lebten. Zu einem Hof gehörten Wohngebäude, Scheunen, Backöfen, Eisenschmelzen und Vorratsräume. Die 6 m breiten und 12 bis 25 m langen Wohnbauten waren durch geflochtene Zwischenwände in zwei bis drei Räume für Mensch und Tier unterteilt. Größere Höfe hatten eigene Stallungen für etwa 20 Rinder. Als Außenwände diente meist Flechtwerk, das mit Lehm verschmiert wurde. Übrigens kommt unser Wort „Wand“ von „winden“, also von „flechten“. Der Fußboden war aus gestampftem Lehm. In der Mitte eines Raumes lag die offene Feuerstelle. Gedeckt waren die finsteren und rauchigen Häuser mit Stroh oder Schilf. Tische, Bänke, Stühle und Truhen bildeten die Einrichtung, geschlafen hat man auf einer Lagerstätte aus Stroh, Reisig oder getrocknetem Moos. Die Gehöfte waren mit einer Hecke oder mit Flechtwerk eingefriedet. Neben Gemüse und Obstbäumen im Garten baute man auf den Feldern eine Mischung aus Roggen, Gerste und Hafer an, aber auch Flachs. Weil es eine Düngung kaum gab, ließ man abwechselnd die Hälfte der Felder als Brache liegen und nutzte diese als Viehweide. Als wichtigste Arbeitstiere galten Ochsen. Mit ihnen wurden die Felder bestellt und Holz aus den Wäldern transportiert. Neben Reitpferden und Rindern kannten die Bajuwaren noch Schweine, Schafe, Ziegen, Gänse, Enten und Hühner. Ständiger Begleiter waren Jagd- und Hofhunde. Es sind neun verschiedene Rassen bekannt, die die Bajuwaren züchteten. Für die Jagd auf Kraniche, Gänse und Enten richtete man als besonderen Luxus auch Habichte oder Falken ab. In freier Wildbahn gab es neben Elchen, Hirschen, Auerochsen und Rehen auch Wölfe, Bären, Wildschweine, Luchse und Biber. Wie unsere Vorfahren aussahen, wie sie sich kleideten, welche Waffen und welchen Schmuck sie trugen wissen wir aus zahlreichen Gräberfunden. Dabei gab es Unterschiede zwischen Adeligen, freien Bauern und unfreien Knechten.
Die Agilolfinger
Mit dem Abzug der Römer verschwand zunächst die spätrömische Staatsreligion, das Christentum. Die Bajuwaren des 5. und 6. Jhh. waren weitgehend Heiden. Sie glaubten an ihre germanischen Götter Wodan, Donar und an das Heldenparadies Walhall. Erst ab dem 7. Jhh. nahmen die Einflüsse des Christentums wieder zu. Die ersten Herrscher der Bajuwaren waren die Agilolfinger, die das damalige Bayern 300 Jahre regierten. Herzog Odilo und sein Sohn Tassilo III. (bis 788) bemühten sich, Bayern zu einem fortschrittlichen, kultivierten und christlichen Land zu machen. Neben wichtigen Gesetzesversammlungen gründeten sie zusammen mit Bonifatius und anderen Bischöfen 4 Bistümer (Regensburg, Passau, Freising und Salzburg), zahlreiche Klöster, darunter St. Emmeram in Regensburg, Niedermünster in Passau, Chammünster, Metten, Niederaltaich, Tegernsee und noch viele andere. Damals waren die Klöster nicht nur Orte religiösen Lebens sondern auch kultureller Mittelpunkt des Landes, wo man Kunst und Bildung pflegte. Tassilo wurde von seinem Vetter Karl dem Großen wegen mangelnder Bündnistreue abgesetzt und mit seiner Familie zeitlebens in ein Kloster verbannt. Bayern gehörte dann (seit 788) zum Frankenreich. Im Kirchenschatz des Benediktinerstiftes Kremsmünster befindet sich heute der wohl berühmteste Kelch des frühen Mittelalters: Der Tassilokelch. Papst Benedikt XVI. benutzte ihn bei seinem Besuch in Mariazell/Österreich 2007 als Messkelch.
Bericht und Bilder : H. Aschenbrenner